Die dritte Schwester by L Balfour

Die dritte Schwester by L Balfour

Autor:L Balfour [Balfour, L]
Die sprache: deu
Format: azw3, mobi, epub
veröffentlicht: 2014-08-05T22:00:00+00:00


16.

Als ich am Morgen aufwachte, wusste ich sofort, wo ich war. Die Sonne stieg in einem klaren, kaltblauen Himmel auf, und ich fror ein wenig, weil Stephen den größten Teil der Decke zu sich gezogen hatte. Ich kuschelte mich an ihn. Er lag auf dem Rücken, und ohne die Augen zu öffnen, legte er seinen Arm um mich und zog mich an sich, sodass mein Kopf auf seiner Brust ruhte. Er küsste mein Haar, murmelte meinen Namen, dann wurden seine Atemzüge sofort wieder tief und regelmäßig. Ich spürte seine Wärme, atmete seinen Geruch ein. Mit der Hand fuhr ich über seinen Körper und erinnerte mich dabei an jede Sekunde unserer gemeinsamen Nacht.

Als ich danach wieder aufwachte, war mir klar, dass ich nicht mehr einschlafen würde. Es war halb neun, sehr viel hatte ich nicht geschlafen, aber ich fühlte mich hellwach. Vorsichtig stand ich auf, um Stephen nicht zu wecken, zog mich an und ging nach unten in die Küche, um mir einen Kaffee zu machen. Ich fand sofort alle Dinge, die ich benötigte. Mit der heißen Tasse in der Hand ging ich ins Wohnzimmer. Ich zögerte kurz, mich aufs Sofa zu setzen. Ich musste lächeln bei dem Gedanken, wie wir uns dort geliebt hatten. Etwas nagte jedoch an mir: Ich hatte mit dem Bruder meiner besten Freundin geschlafen. Wie sollte ich ihr das nur sagen? Ich erinnerte mich noch gut daran, wie schrecklich genervt sie früher gewesen war, weil alle Mädchen ihren Bruder so toll gefunden hatten und weil sie das Gefühl gehabt hatte, dass er von ihrem Vater bevorzugt wurde. Würde sie es als Verrat an unserer Freundschaft betrachten? Oder würde sie es verstehen? Wenigstens akzeptieren? Ich wollte gar nicht daran denken, später vielleicht, aber nicht jetzt. Und ich wollte auch nicht an Josh denken, der mir gerade so weit weg erschien, als hätten wir uns schon vor Jahren voneinander getrennt. Nicht an meinen Dad am Küchentisch mit der Flasche Whiskey. Ich wollte nur Stephen im Kopf haben, die schöne Nacht mit ihm, nur diese Momente … Um alles andere würde ich mich später kümmern.

Ich setzte mich nicht, sondern ging in die Stube, die früher als Esszimmer gedient hatte. Stephen hatte daraus sein Arbeitszimmer gemacht. Auf dem großen, dunklen Holztisch stand sein Laptop, daneben ein Drucker und ein Scanner, kleine, aber leistungsstarke Lautsprecherboxen. Um die Geräte herum stapelten sich Bücher, Zeitschriften, Kopien und Ausdrucke. Dazwischen ein benutzter Kaffeebecher, noch halb voll mit kaltem Kaffee, ein Teller mit ein paar Krümeln, eine angebrochene Chipstüte. Der Laptop war aufgeklappt, aber im Ruhemodus. Ich hatte ihn gestern Nacht wahrscheinlich beim Arbeiten überrascht. Ich stellte mir vor, wie er vollkommen versunken gewesen sein musste, Essen und starken Kaffee um sich herum aufgebaut, um sich für eine Weile ungestört und ohne müde zu werden konzentrieren zu können.

Mein Blick fiel auf eine Schwarz-Weiß-Kopie, die oben auf einem Stapel lag. Ich kam kaum dazu, die Überschrift von dem Artikel zu lesen, als ich Schritte auf der Treppe hörte. Stephen war aufgewacht. Er rief meinen Namen. Ich ging ihm entgegen, hielt ihm meinen Kaffee hin.



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